Mittwochsspalte zum Thema "Die Krisenfestigkeit der Gesellschaft"

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat nicht nur eine weltpolitische Zeitenwende provoziert, sondern stellt auch unsere Stadtgesellschaft vor soziale und strukturelle Aufgaben, die in besonderer Weise den Zusammenhalt in der Gesellschaft erfordern.

Dabei sind die Hilfsbereitschaft und die große Solidarität, mit der viele Bürgerinnen und Bürger die aus den Kriegsgebieten geflüchteten Menschen willkommen heißen, beeindruckend und verdienen Respekt und Anerkennung.

Als Kommune werden wir bei der mittelfristigen Integration der Geflüchteten auch durch strukturelle Aufgaben gefordert: geeignete Unterbringungsmöglichkeiten, Kapazitätserweiterung und Personalausstattung der Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung und Bereitstellung ausreichender Impfangebote sowie soziale Hilfen zur Integration der geflüchteten Menschen in unsere Gesellschaft.

Die Gesamtheit dieser Aufgaben kann nur durch  eine auch in finanzieller Hinsicht leistungsfähige Kommune gewährleistet werden. Deshalb tragen wir als CDU-Fraktion die Grundzüge der kommunalen Steuer- und Abgabengestaltung mit, da ein großer Teil dieser Mittel zur Finanzierung des Personals an Kindertageseinrichtungen und Schulen und zum Betrieb der sozialen Einrichtungen der Stadt eingesetzt wird. Auch die öffentliche Förderung von bezahlbarem Wohnraum für Menschen in sozialen Berufen sehen wir als sinnvolle Strukturmaßnahme der Stadt an.

Eine wesentliche Grundlage für eine gedeihliche wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt sind die Tübinger Betriebe und Unternehmen, die innovative Arbeitsplätze in Fertigung, Entwicklung und auch in der Technologiebranche im Umfeld des Cyber Valley bereitstellen. Hier brauchen wir kluge Wachstumskonzepte, die die Perspektiven der Region und der Stadt zusammendenken und eine klimaverträgliche Mobilität unterstützen.

Bei dem gebotenen Respekt vor dem Ergebnis des Bürgerentscheids hält die CDU-Fraktion es für erforderlich, die verkehrlichen Ziele der Regionalbahn im Sinne einer besseren Anbindung der Region an wichtige, innerstädtische Ziele weiter zu verfolgen und hat dazu in den Anträgen zum Haushalt eine verkehrliche Konzeptplanung gefordert.

Mittwochsspalte zum Thema "Wehmütige Gedanken"

Ein nebeliger Herbsttag umfasst das Feld. In ruhigen Bahnen wird der letzte Weizen ausgesät. Heute die Ernte 22 ausbringen, dabei Lücken im Bestand lassen, als Brutplatz für die Feldlerche. Wie aus dem nichts, steht wild bellend ein Hund vor dem Traktor. Selbstverständlich querfeldein ein Spaziergänger hinterher. Warum wird jetzt schon diese neue Ernte so mit Füßen getreten? Die Gefahr für das freilebende Wild unbeschreiblich. Der Wunsch an die Leinenpflicht drängt sich auf. Auf dem Heimweg gilt es zu zirkeln. Zuerst an dem privaten Auto, das unerlaubt auf dem landwirtschaftlichen Feldweg parkt. Dann an der Hecke die zu weit in die Straße hängt und den Rückspiegel eindrückt. Eine Bitte an die öffentliche Kommune und private Grundstückseigentümer - schneidet und pflegt eure Hecken, Sträucher und Bäume. Vor allem im Herbst, mit dem fallenden Laub, sind manche Wege eine Gefahr für alle Straßenteilnehmer. Angekommen auf der
Bundesstraße, rechts zieht das Neubaugebiet vorbei. Ein Einfamilienhaus am anderen. Die Mähroboter ziehen Ihre letzten Bahnen in den Vorgärten. Ein wehmütiger Gedanke huscht vorbei, vorkurzem noch wurde hier Getreide angebaut. Ein unwiderruflicher Flächenfraß. Überlegungen wie die weggefallene Fläche auf die bestehende Fläche kompensiert werden kann, treten auf. Mehr Dünger, in dem gerade ausgesäten Weizen einsetzen um den Ertrag zu steigern? Die Tankstelle kommt ins Blickfeld. Die hohen Heizölpreise, verursachen auch hohe Düngepreise. Die Option mehr Dünger auszubringen, versickert wieder. Die finanzielle Vorleistung zu hoch, das Jahreseinkommen durch die diesjährige Getreideernte noch nicht auf dem Konto. Dazu Vorschriften wie die
Düngemittelverordnung, die keinen Spielraum zulässt. Am Abend steht der Verkauf von Schlachttieren an. Rosige Tiere verlassen den Hof. Leider werden sie nicht die gerechtfertigte Summe bringen. Unteranderem durch die anhaltende Pandemie ist der Preis niedrig. Berufskollegen lassen bereits den Stall leer, suchen Perspektiven oder hören ganz auf. Der letzte Tagesgedanke gilt dem
Korn im Boden. Denn nur ein feuchter lebendiger Boden ist ein guter Boden.

Mittwochsspalte zum Thema "Regionalstadtbahn - mit Innenstadtstrecke oder Schnellbus ?"

Regionalstadtbahn mit Innenstadtstrecke oder Schnellbus? Beim Bürgerentscheid entscheiden Sie mit, ob Ein- und Auspendler umsteigefrei zu ihrem Arbeitsplatz gelangen.
Die Einpendler haben darüber kein Mitspracherecht, aber sie entscheiden täglich mit, ob sie zur Verkehrsentlastung in Tübingen beitragen oder nicht. Während ein Mössinger Pendler in der Bahn bis zu seinem Arbeitsplatz sitzen bleiben könnte, wird er, wenn er in Tübingen auf den Bus umsteigen muss, den Rest der Strecke wohl stehen müssen. Das könnte sich freilich negativ auf seine Entscheidungen auswirken. Diese Entscheidung kann die Stadt Tübingen nur beeinflussen, indem sie die Parkplätze reduziert und Parkgebühren erhöht.Wir wollen erreichen, dass Pendler, die durch ihre Arbeit der Stadt Tübingen zu Gewerbesteuereinnahmen verhelfen, wegen der Miete aber außerhalb wohnen, ohne Auto zur Arbeit gelangen.Schnellbuslinien machen nur Sinn, wenn Busspuren eingerichtet werden, damit der Bus nicht im Stau steht.
Diese aber haben negative Auswirkungen auf uns Tübinger: da diese Spuren für den Individualverkehr wegfallen, müssen wir uns auf mehr Staus und Unfälle einrichten.
Dazu zwei Beispiele: Für Busverbindungen zwischen Hbf Südseite und WHO wird die Straße von Hechingerstr./ Hegelstr./ Schlossbergtunnel bis zum Aldi für den Normalverkehr einspurig. Vom Lustnauer Gewerbegebiet Au/ Nürtingerstr./ Stuttgarter Str./ Wilhelmstr. bis zum Nordring müssen die Kreuzungen bedarfsgerecht umgebaut werden. Die Kosten muss die Stadt tragen, ebenso die jährlich höheren Betriebskosten von ca. 1-1,5 mio €. Die Bauzeit der Trassen für die Stadtbahn beträgt ca. 4 bis 5 Jahre, Bau- und Betriebskosten tragen der Landkreis, das Land und der Bund. Neben den Trassen müsste auch die Neckarbrücke für die Bahn sofort erneuert werden. Auch diese Kosten tragen Landkreis, Land und Bund. Mit Schnellbussen könnte die Brücke noch 10 bis 15 Jahre länger bestehen bleiben, den Neubau müsste in diesem Fall die Stadt selbst finanzieren. Sobald die Bahn fertiggestellt ist, entlastet sie die Zufahrtstraßen, was weniger Staus, Unfälle, Feinstaub und Stress für die Anwohner bedeutet. Durch die bequeme Anreise werden auch weniger Pendler-Parkplätze benötigt und wir vermeiden eine Erhöhung der Parkgebühren.

Was ist sinnvoller für Tübinger und Pendler? Treffen Sie die richtige Entscheidung. Es gibt kein Zurück.

Mittwochsspalte zum Thema "Zukünftig Mobil"

Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen?
Eine Frage, die viele Menschen in unserem Land beschäftigt. So auch mich. Der Zeitgeist – insbesondere auch in unserem schönen Tübingen – wirkt eindeutig: Zukunft haben bloß das Fahrrad und der ÖPNV; Autos sind per se schlecht. So scheint es zumindest der Oberbürgermeister und die Mehrheit des Gemeinderates zu sehen.

Um es gleich zu Beginn zu sagen: Ich – genauso wie die gesamte CDU-Fraktion – bin keineswegs ein Gegner des Fahrrads oder des ÖPNV. Als bedeutende Transportmittel haben sie unstrittig ihre Berechtigung. Der Ausbau der für sie notwendigen Infrastruktur ist richtig und wichtig. Wie dies jedoch zuweilen geschieht, ärgert mich.

Die Schaffhausenstraße soll zur Fahrradstraße werden. So weit, so gut. Um einen gegen die Regelfahrtrichtung laufenden Fahrrad- und S-Pedelecverkehr möglichst gefahrfrei zu ermöglichen, ist aber auch der Wegfall von vierzig Prozent der dortigen (Bewohner-)Parkplätze geplant. So weit, so schlecht. Denn Ersatzparkflächen werden nicht geschaffen. Die aufs Auto angewiesenen Anwohner sind somit die „Dummen“. Ein Vorgang, welcher sich in Tübingen leider allzu oft abspielt.

Den Plänen der Stadtverwaltung zufolge wird es in der Mühlstraße nach dem Bau der Stadtbahn nicht einmal mehr Flächen zum Be- und Entladen geben. Für umziehende Anwohner und die ansässige Gastronomie ist es ein wahrer Graus. Auch der alternativ vorgeschlagene Transport aller Waren (z.B. schwerer Möbelstücke) mittels Sackkarre, mag nicht wirklich überzeugen.

Und nun soll auch noch das Anwohnerparken drastisch teurer werden – um über 1000 Prozent. Von 30 Euro im Jahr, auf 30 Euro im Monat.
 

Seien wir doch ehrlich: Viel zu selten geht es in der Tübinger Verkehrspolitik wirklich zuvörderst darum, das Radfahren oder den ÖPNV zu verbessern. Viel zu oft soll vor allem das Autofahren erschwert und unattraktiv gemacht werden – ganz gleich, ob der PKW klimaneutral angetrieben wird oder nicht. Eine solche Politik lehne ich ab!

Ob Fuß, Fahrrad, Roller, Bahn, Bus oder Auto, alle diese Fortbewegungsmittel haben in Tübingen gleichberechtigt ihren Platz. Denn auch der PKW ist entgegen der Annahme einiger kein Luxusgut, sondern für viele Menschen in ihrem Alltagsleben schlicht notwendig.
Folglich wird es mit mir und der CDU auch zukünftig keinen ideologischen Kampf gegen das Auto geben!

Mittwochsspalte zum Thema "Nach der dritten Welle"

Die Corona-Pandemie prägt unser Leben auf allen Ebenen: gravierende Einschränkungen des Schulunterrichts, der Ausbildung und der Kulturveranstaltungen, große Herausforderungen für die Familien und massive wirtschaftliche Sorgen bei Einzelhandel und Gastronomie.


In den Kliniken spüren v.a. die Pflegekräfte und das gesamte medizinische Personal auf den Intensivstationen extreme Belastungen durch schwerstkranke Patienten, die vom Alter her aus der Mitte des Lebens herausgerissen wurden und sie sind mit einzelnen Schicksalen konfrontiert, die für die Angehörigen und Pflegenden oft das Maß des Erträglichen überschreiten.

Zu Recht weist die Leiterin der anästhesiologischen Intensivstation, Frau PD Dr. Häberle auf die Erschöpfung der Mitarbeitenden hin, die sie zuvor in einem Beitrag für diese Zeitung einmal als „den größten Schatz, den wir am Klinikum haben“, bezeichnet hat.

Die aktuelle Entwicklung der Inzidenzen gibt Hoffnung, dass die Dynamik der dritten Welle gebrochen wurde. Wahrscheinlich haben viele Menschen in unserer Stadt und der Umgebung durch vernünftige Einschränkung der Mobilität und durch Einhaltung der Hygiene-Regeln zu dieser Entwicklung beigetragen. Dieses Verhalten und auch der Verzicht auf unnötige Polarisierungen verdienen unsere gesellschaftliche Anerkennung.

Es ist sehr zu hoffen, dass die weitere Eindämmung der Infektionswelle fortgesetzt werden kann, gerade im Hinblick auf die Perspektive, dass damit kluge Öffnungsstrategien wie das Tübinger Modell für die Stadtbevölkerung oder Sport- und Begegnungsmöglichkeiten für Jugendliche wieder möglich werden.
 

Landespolitisch ist es sehr zu begrüßen, dass die neue grün-schwarze Landesregierung die erste Priorität bei einem Sofortprogramm sieht, mit dem die Corona-Folgen für Schulen, Kunst und Kultur sowie den Einzelhandel in den Innenstädten abgefedert werden sollen. Auch die ausreichende, finanzielle Ausstattung des Gesundheitssektors ist hier von herausragender Bedeutung.

Auf der lokalen Ebene setzen wir uns auch in Zukunft dafür ein, dass unsere

Kolleginnen und Kollegen in den Gesundheitsberufen mit ihren Familien in Tübingen bezahlbaren Wohnraum finden können. Dafür ist die zeitnahe Planung einer Wohnbebauung im Saiben für unsere Stadtentwicklung ein wichtiges, politisches Ziel.

Mittwochsspalte zum Thema
"Perspektiven in der Corona-Pandemie"

Wie geht´s weiter?


Wie kommen wir weiter in der Pandemie? Wir müssen davon ausgehen, dass das neue Corona-Virus nicht ohne unser Zutun verschwinden wird, auch wenn die warme Jahreszeit naht. Zwar macht die medizinische Behandlung zunehmend Fortschritte, doch gibt es weiterhin bedrohliche Krankheitsverläufe. Neben den bekannten Hygieneregeln haben wir 3 zusätzliche Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun.

Erstens: das Tragen von Masken hat in nahezu allen Untersuchungen und Analysen eindeutige Schutzwirkung gezeigt. Dabei werden Alltagsmasken aus Stoff von chirurgischen OP-Masken übertroffen und diese wiederum von FFP2-Masken. Wichtig ist ein guter Sitz, damit Aerosole in Ein- und Ausatemluft möglichst gut reduziert werden können.

Zweitens: Antigen-Schnelltests sind zwischenzeitlich gut verfügbar und können dazu eingesetzt werden, den aktuellen Infektionsstatus vor Ort zu ermitteln. Ein Test stellt zwar immer nur eine Momentaufnahme dar, denn eine morgens negativ getestete Person könnte ja bereits am nächsten (oder sogar noch am gleichen) Tag dann doch positiv werden. Trotzdem kann ein negatives Ergebnis zusätzliche Sicherheit geben, insbesondere wenn häufig getestet wird. Das geht natürlich nur, wenn entsprechende Mittel bereitgestellt werden.


Drittens: Impfungen waren und sind die wirkungsvollste Möglichkeit, mit gefährlichen Viruserkrankungen fertig zu werden. So wurden die Pocken durch konsequentes Impfen weltweit ausgerottet. Beide derzeit verfügbaren Corona-Impfstoffe haben ihre Wirksamkeit in großen Studien gezeigt und es ist zu erwarten, dass die Lieferengpässe in nächster Zeit überwunden werden können. Also, wenn sich die Gelegenheit bietet, greifen Sie zu! Die derzeitige Technik erlaubt es übrigens, Impfstoffe auch an Virusvarianten zügig anzupassen. Vorstellbar ist, dass es wie bei Grippeimpfungen auch für Corona jährliche Aktionen mit aktuell angepassten Impfstoffen geben könnte.


Wir von der CDU Gemeinderatsfraktion wollen dazu beitragen, dass die Tübinger Bürgergesellschaft solidarisch und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Corona-Krise mit Augenmaß und gebotener Vorsicht bewältigen kann.


Übrigens: meine Kandidatin für die Landtagswahl ist Diana Arnold. Warum? Weil sie sich glaubhaft einsetzt für Sicherheit und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Weil sie ehrenamtliches Engagement schätzt. Weil sie Mittelstand und Handwerk fördern wird und genauso den Investitionsstau für die Hochschulen erkannt hat. Und weil sie bei allem den Klimaschutz einbeziehen wird.

Mittwochsspalte zum Thema "Klimaschutz"

In Tübingen stehen einige wichtige Entscheidungen an, die die Stadt nachhaltig verändern werden. Noch 2020 soll das Programm „Klimaneutral 2030“ beschlossen werden und bis 2030 umgesetzt sein. 2021 steht ein Bürgerentscheid zur Stadtbahn an – klar ist, dass ein „weiter so“ bei den steigenden Arbeitnehmerzahlen in Tübingen nicht ohne deutlich mehr Verkehr, Stau und Feinstaub ablaufen kann.

Auch neuer bezahlbarer Wohnraum in Tübingen ist dringend notwendig. Es wurde bereits stark nachverdichtet; viele der verbliebenen Freiflächen sind ökologisch wertvoll oder für das Stadtklima relevant. Diese Punkte müssen bei der Ausweisung neuer Bauflächen mehr Berücksichtigung finden, damit das Stadtklima erträglich bleibt und auch unseren Enkeln noch Naturerlebnisse in der Stadt möglich sind.


Bisher fühlen sich hier nicht nur Menschen wohl, auch Mauersegler und Schwalben, Fledermäuse, Bilche und viele andere Tiere finden hier noch Lebensraum. Damit das so bleibt, sind nicht nur Stadtverwaltung, SWT, KST & GWG gefragt, jeder kann etwas tun.

An Häusern und Grundstücken können Artenschutzmaßnahmen rasch und effektiv realisiert werden. Bei anstehenden Bauvorhaben und Fassadenrenovierungen lassen sich mit wenig Aufwand Nistkästen für Vögel und Fledermäuse am Gebäude oder in der Isolierung anbringen. Oft genügt eine kleine Öffnung im Traufkasten. Sehr wichtig ist, bereits bestehende Quartiere zu erkennen und nicht versehentlich bei Sanierungen zu zerstören.

Haben Sie einen wachen Blick auf Ihr Haus und Ihre Nachbarschaft. Wo Spatzen von den Dächern pfeifen oder Fledermäuse im Dach verschwinden, gibt es gewiss einen bewohnten Unterschlupf, auf den man stolz sein sollte! (artenschutz-am-haus.de).


Wiesen statt Rasen, Holz- & Steinhaufen im Garten, wilde Ecken, Hecken und Staudenbeete mit heimischen Pflanzen summen vor Leben. Wer ein Eckchen für einen Teich übrig hat und auf Fischbesatz verzichtet, kann auch dort zahllose Tiere beobachten.


Klimaschutz ist wichtig. Artenschutz ebenfalls. Wir leben in einer Zeit, die unserer Kreativität einiges abverlangt. Doch jeder Einzelne kann etwas tun!

Mittwochsspalte zum Thema
"Kommunale Verantwortung in einer Krisenzeit"

In der vergangenen Woche haben im Tübinger Ratssaal vier Gemeinderätinnen und der Oberbürgermeister einen „Nothaushalt“ 2020 verabschiedet, einstimmig und ohne die sonst üblichen politischen Haushaltsreden.


Dieses Vorgehen war gut und richtig. Abstand halten und auf Sitzungen verzichten ist jetzt das Gebot der Stunde, um Infektionen zu vermeiden und um die Arbeit der Pflegenden und Ärzte auf den Intensivstationen, denen unser großer Dank gilt, nicht unnötig zu erschweren.

In dieser Krise, die alle Bereiche des Lebens erschüttert, ist es richtig, dass der Gemeinderat Mitspracherecht und Kompetenzen an die Verwaltungsspitze unserer Stadt übertragen hat -  und wir sehen, dass diese mit großem Verantwortungsbewusstsein und Sorgfalt damit umgeht.

Ein Beispiel für diese Haltung ist die mit den Fraktionen abgestimmte und früh kommunizierte Entscheidung, im April auf die Erhebung der Kinderbetreuungsgebühren zu verzichten, um die in dieser Zeit ohnehin besonders geforderten Familien nicht weiter zu belasten.
Der Gemeinderat wird seine aktiven Mitgestaltungsrechte zu dem Zeitpunkt wieder voll wahrnehmen, wenn die Phase des notwendigen Distanzhaltens überwunden ist und reguläre Sitzungen erneut möglich sind. Diesen Zeitpunkt können wir aktuell nicht konkret benennen.

Wir wissen aber schon jetzt, dass dann wichtige planerische Entscheidungen anstehen. Diese richten sich entweder auf einen Nachtragshaushalt für 2020 oder, was zielführender erscheint, die Konzeption eines Haushalts für 2021. Die Grundlage dafür wird ein "Kassensturz" sein, der widerspiegelt, wie unsere lokale Wirtschaft, Handel, Handwerk und Gewerbe nach der Corona-Krise dastehen werden.
Unsere politische Aufgabe ist es, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir die Zeit nach der Krise als Stadtgesellschaft gestalten können und welche Prioritäten wir angesichts knapperer Kassen dann setzen wollen.

Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um soziale Härten abzufedern? Wie gelingt es, die notwendigen Vorhaben im Wohnungsbau und für die Schulen umzusetzen? Welche Projekte für Sport und Kultur können wir finanzieren? Wie fördern wir innovative Technologien, um sowohl Klimaschutz als auch die Belange unserer Wirtschaft voranzubringen?
Wichtige Fragen, die wir als Bürgerschaft diskutieren müssen, derzeit auf digitalen Wegen.

Über Brücken

Im Jahr zehn als Oberbürgermeister  in Tübingen scheint Boris Palmer über Brücken Probleme mit dem Überbrücken zu bekommen. Die Nutzung der Neckarbrücke zur Mühlstraße für eine visionäre Straßenbahn durch Tübingen war bereits vor Jahren ein echtes Thema. Kann die Regionalstadtbahn über die vorhandene, bereits mehrfach mit vielen Millionen sanierte Neckarbrücke fahren? Soll man die alternative Trassenführung durch den alten oder den neuen Schlossbergtunnel vorantreiben? Welchen Umweg, auch kostenmäßig, fahren die 900 Busse, die täglich derzeit die Mühlstraße nutzen? Wer bezahlt die Umwegkilometer - etwa wieder Fahrgäste oder Tübinger Bürger?

Natürlich stehen wir zur Regionalbahn - als CDU-Fraktion sowieso uneingeschränkt. Aber die Regional-Stadt-Bahn hat ihre Tücken - und wir unsere Zweifel. Zumal bereits seit meinen Nachfragen in öffentlicher Sitzung feststeht, die Umsetzung wird nicht die genannten 498 Millionen Euro kosten, sondern mindestens das Doppelte. Hallo: Eine Milliarde Euro für eine Regionalstadtbahn? Stuttgart 21 lässt grüßen? Billiger geht es doch sicher mit einem intelligenten, integrierten, Magnet-Bus-System wie in Mannheim.

Zweifel kommen auch auf, wenn es nicht mehr um ein Überbrücken der unterschiedlichen Sichtweisen und Positionen geht. Plötzlich ist ein Neubau von Brücken sinnvoll, wirtschaftlich, zwingend. Weitere Millionen kommen auf die Stadt zu. Ist es redlich dies zu tun?

Die CDU-Fraktion bleibt wachsam und hofft eine echte Bürgerbeteiligung, die alles überbrücken hilft.

Hans-Martin Dittus, CDU-Fraktion

Mittwochsspalte zum Thema "Biodiversität in Tübingen"

Tübingen setzt sich in vorbildlicher und unterstützenswerter Weise für den Klimaschutz ein. Der Artenschutz kommt daneben allerdings klar zu kurz.

Noch ist Tübingen eine attraktive Stadt, in der immer mehr Leute leben möchten. All diese Menschen brauchen Wohnraum.

Doch darf die Nachverdichtung nicht übertrieben werden. Ein „Masterplan Grün“, der Erkenntnisse aus Kaltluftgutachten, der derzeit laufenden Arteninventur und anderen Gutachten zusammenführt, soll zukünftig einen Rahmen bieten, wie die weitere innerstädtische Entwicklung biodiversitäts- und stadtklimafreundlich möglich ist.

Grünflächen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Pflanzen filtern Schadstoffe aus der Luft, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und vermindern die sommerliche Aufheizung. Selbst kleine Grünflächen dienen Entspannung und Sport und ermöglichen Kindern Naturerlebnisse.

Kurzum: Sie tragen entscheidend zu einem guten Lebensgefühl bei.

Und: Sie dienen der Biodiversität. Städte mit ausreichenden Grünflächen beherbergen oft eine deutlich größere Artenvielfalt als umliegendes Agrarland. Gärten, Brachen, Bäche, Stadtwald, Parks, Straßenbegleitgrün, Grünabstandsflächen, … Überall finden sich Kleinlebensräume in großer Strukturvielfalt.

Im öffentlichen Raum können Stadt und Land durch angepasste Pflege, den Einsatz von heimischen Wildpflanzen und Pestizidverzicht mit wenig Aufwand Flächen von hohem ökologischem Wert schaffen.
Auch die Bürger sollen mit ins Boot geholt werden. Zu ihrer Unterstützung beantragt die CDU in den kommenden interfraktionellen Haushaltsgesprächen die Wiederaufnahme eines Zuschusses für biodiversitätsfördernde Maßnahmen.

Denn ein Umdenken ist nötig. Die traditionell artenreichen Wiesen der typisch schwäbischen Streuobstwiesen um Tübingen zeigen sich heute oft als monotone Rasenflächen. Vieles lässt sich wiederherstellen, wenn man auf Dünger verzichtet, nur zwei Mal im Jahr mäht und das Heu abtransportiert.

Ein weiterer Schatz Tübingens, die Halbhöhenlagen, ist in den letzten Jahrzehnten dagegen völlig zugewachsen. Besitzer können Wiesenblumen und Schmetterlingen, Eidechsen, Vögeln und Fledermäusen einen Lebensraum bieten, indem sie Flächen roden und als (Obst-)Wiese mit Trockenmauern pflegen. Das macht Arbeit, doch es lohnt.

Übrigens: Für die Instandsetzung von Trockenmauern gibt die Stadt einen ordentlichen Zuschuss. Auch im Garten kann man einiges tun. Naturnahe Gärten mit heimischen Sträuchern, Laubhaufen und Totholz statt Thuja und Kiesbeeten bieten Lebens- und Erlebnisraum, der sich mit Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse an Bäumen und Gebäuden und offenen Bodenstellen als Brutplatz für Insekten weiter aufwerten lässt.

Denn „was ist Sünde? Zu wissen und nichts zu tun.“ (Gudrun Zydek)